Nachhaltige Wirkung von Geldanlagen
Impact Investments – ein wichtiges, aber auch sensibles Thema!
Ein Fachbeitrag von Jutta Hinrichs, Gregor Kuhl und Dominik Gellenbeck
Fonds-News Juli 2022 – Newsletter abonnieren
Die EU-Kommission will mit dem EU Action Plan for Sustainable Finance die Nachhaltigkeit am Finanzmarkt verankern. Dafür verfolgt sie einen ambitionierten Plan und hat mit der Offenlegungsverordnung sowie der EU-Taxonomie bereits Maßnahmen in Kraft gesetzt. Investitionen und Kapitalströme sollen vermehrt in nachhaltige Geschäftsmodelle fließen. Doch welche Wirkung bzw. welchen Impact erzielen diese Modelle tatsächlich??
Nachhaltige Geldanlagen boomen, und so manch ein Produkt mit dem Anspruch “nachhaltiges Investment“ entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung. Die Gefahr des Greenwashings bzw. Impactwashings hat aufgrund des inflationären Angebots und der unklaren regulatorischen Rahmenbedingungen stark zugenommen. Die Recherche zeigt, dass viele Angebote im Bereich Sustainable Finance die Anleger im Unklaren darüber lassen, welche Wirkung das Investment wirklich hat und welchen Impact es verfolgt. Was fehlt ist der Beipackzettel der Kapitalanlage. Was ist drin, was bewirkt das Investment und gibt es sogar Nebenwirkungen?
Insbesondere Investmentfonds werben offensiv mit ESG-Kriterien und der positiven ökologischen und sozialen Wirkung ihrer Investments. Dabei beziehen sie sich häufig auf die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG) und greifen auf verschiedene Instrumente zurück, mit denen sie die positive Wirkung ihrer Investitionen zu belegen versuchen.
Sich häufende Kontroversen am Markt zeigen jedoch, dass die Darstellung von Impact nicht immer das hält, was der Erwartung der Anleger bzw. der Marktdefinition von Impact Investments entspricht. Die Regulatorik der EU hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Impact-Debatte zu strukturieren und mit der EU-Offenlegungsverordnung, der EU-Taxonomie und MiFID II den Akteuren Instrumente an die Hand zu geben, die als Regelwerke für Nachhaltige Geldanlagen und Impact Investments einheitliche Standards setzen. Private und institutionelle Anleger sollen transparenter die Finanzprodukte am Markt einschätzen und bewerten können.
Allen Bemühungen zum Trotz, es bleibt komplex. Finanzprodukte gem. Artikel 9 OffVO werden somit zum Teil als Impact-Produkte bezeichnet, jedoch eine pauschale und vorschnelle Gleichsetzung von Artikel-9-Produkten mit Impact-Produkten ist regulatorisch nicht korrekt. Denn grundsätzlich weist jedes Investment einen Einfluss oder Impact auf, unabhängig davon, ob es sich um eine nachhaltige Anlage handelt oder nicht. Geld ist daher nicht neutral und Impact ist ein Merkmal jedes Investments und kein Nischenbegriff. Dementsprechend gilt es, die Wirkung einer jeden Geldanlage von der speziellen Anlagekategorie Impact Investments im Sinne von Nachhaltigen Investments abzugrenzen.
Impact-Merkmale
Das Global Impact Investing Network (GIIN) definiert dabei ein Impact Investment als eine Investition, die mit der Absicht getätigt wurde, neben einer finanziellen Rendite eine positive und messbare sozial-ökologische Wirkung zu erzielen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ergänzt diese Definition um fünf Impact-Merkmale, welche richtungsweisend für die Differenzierung von Fonds und deren positivem Beitrag sind. Die fünf Impact-Merkmale gemäß FNG sind(Quelle: www.forum-ng.org/de/pressemitteilungen/artikel/pressemitteilung-fng-spezial-2021-impact-strategisches-zukunftsthema-fuer-den-markt-nachhaltiger-geldanlagen):
- Intentionalität: Mit dem Investment wird beabsichtigt, zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen.
- Zusätzlichkeit: Der positive Beitrag des Investments soll signifikant sein und glaubhaft dargelegt werden. Mögliche negative Beiträge sind hierbei auch zu berücksichtigen.
- Wirkungskanäle: Die (direkten oder indirekten) Wirkungskanäle des Investments sollen erläutert werden.
- Messbarkeit: Der positive Beitrag muss anhand messbarer Kriterien dargelegt werden.
- Transparenz: Über den positiven Beitrag muss transparent berichtet werden.
Die Fokussierung auf die Impact-Merkmale Intentionalität, Messbarkeit und Transparenz kann dabei helfen, Impactwashing einzudämmen.
Schaut man auf die verschiedenen Assetklassen, die sich am Kapitalmarkt etabliert haben, so erkennt man unterschiedliche Impact-Potenziale. Ein alternativer Investmentfonds stellt Eigen- oder Fremdkapital direkt den Unternehmen zur Verfügung. Ein Wertpapierfonds dagegen kauft i.d.R. Aktien oder Anleihen über den Börsenhandel von einem anderen Investor. Aufgrund der unterschiedlichen Kapitalströme ist es dabei schier unmöglich, eine direkte Zuordnung von Wirkung vorzunehmen. Daher müssten Investoren zunächst ausdifferenzieren, welche Impact-Potenziale verschiedene Assetklassen haben. Dafür sind sie wiederum auf aussagekräftige Angaben der Anbieter angewiesen. Hierin steckt das Problem der Transparenz und der Überprüfbarkeit.
Das Kapitalmarktmarketing beflügelt hierbei teils kreative und irreführende Ausführungen von Impact-Darstellungen nachhaltiger Investments. Aber wie kann man Impact gewissenhaft darstellen?
Differenzierung
Mikrofinanzanlagen
Hierbei werden die angelegten Gelder über sogenannte Mikrofinanzinstitute, oft genossenschaftlich organisierte Banken, in Entwicklungsländern als Kleinkredit an wirtschaftlich aktive Menschen vergeben, die sich mit diesen Mitteln einen eigenen kleinen Geschäftsbetrieb aufbauen. Hilfe zur Selbsthilfe. Auch wenn der dabei entstehende soziale Impact vor Ort sichtbar wird, so kann man ihn quantitativ nur schwer messen. An entsprechenden Methoden hierzu wird derzeit konsequent gearbeitet.
Erneuerbare Energien
Auch hier zeigt sich ein differenziertes Bild. Die Investition in bereits bestehende Photovoltaik- oder Windparks machen noch kein Impact Investment aus, da hier ja lediglich bereits bestehende Anlagen den Besitzer wechseln. Hierdurch entsteht unserer Ansicht nach keine neue ökologische Wirkung. Deutlicher wird es bei Investitionen, bei denen auch wirklich neue Anlagen aufgebaut werden und damit tatsächlich ein ökologischer Einfluss genommen wird. Dieser ist messbar und transparent.
Nachhaltigkeitsresearch
Eine Klassifizierung von Aktien- und Anleiheinvestments des täglichen Börsenhandels in Impact Investments halten wir dagegen für nicht ziel- oder gar irreführend, da hierbei nur die Besitzer der bereits bestehenden Anteile per Börsenhandel wechseln. Dagegen ist die Bewertung eines Wertpapierportfolios über ein Nachhaltigkeitsresearch gut machbar. Entsprechende Anbieter versorgen Anleger mit ausführlichen Berichten, sodass nach eigenem Werteverständnis eine Überprüfung der Wertpapieranlage erfolgen kann. Dies grenzen wir jedoch von den oben skizzierten Impact Investments klar ab.
Alternativen
Green Bonds stellen eine mögliche Alternative dar, wenn diese entsprechend neu nach den heutigen Marktstandards der Green Bond Principles aufgelegt werden. Sie werden von Unternehmen und Staaten begeben, um einen bestimmten nachhaltigen Zweck zu finanzieren. Oft handelt es sich um Investitionen in erneuerbare Energien. Wichtig ist hier, dass in den Anlagebedingungen klar definiert wird, welcher Zweck mit der Investition verfolgt wird und dass es hierüber ein entsprechendes Reporting gibt. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, sprechen wir von Impact Investing. Aber auch In diesem Anlagesegment gibt es Anbieter, die den Titel Green Bond eher als Marketinginstrument nutzen. Insofern lohnt es sich auch hier näher hinzuschauen.
Daneben gibt es zahlreiche alternative Investments, bei denen individuelle Privatplatzierungen von Anleihen oft kleinerer Unternehmen zu beobachten sind. Sozusagen Nachhaltigkeits-Start-Ups. Auch hier ist Impact Investment zu erzielen. Da Start-Up-Unternehmen aber oft über kein Rating verfügen, ist es wichtig, hier auch tiefer einzusteigen und die damit verbundenen Risiken auszuloten. Das jüngste Beispiel Deutsche Lichtmiete zeigt, dass eine gute Idee auch eine betriebswirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung benötigt, damit auch Investoren dieser Idee erfolgreich folgen können.
Leitlinien
Gemeinsam mit anderen Nachhaltigkeitsbanken haben wir dazu kürzlich „Leitlinien zur Darstellung von Impact im Bereich wirkungsorientierter Investments“ veröffentlicht. In den Leitlinien fordern wir Marktteilnehmer:innen auf, Stellung bezüglich der Wirkung ihrer Investitionen zu beziehen. Darstellungen von Investitionen, in denen sozial-ökologische Wirkung suggeriert wird, müssen sachgemäß eingeordnet werden können. Das Streben nach Impact Investments erfordert Transparenz und die Möglichkeit einer realistischen Einflussnahme der Marktteilnehmer:innen. Es geht darum, die Grundlage zu schaffen, dass Anleger:innen den tatsächlichen Beitrag eines Unternehmens oder Fonds zu einer nachhaltigen Entwicklung nachvollziehen und transparent beurteilen können.
Nur wenige Banken bieten einen echten Nachhaltigkeits-Check der Vermögenswerte an, der auch den Namen verdient. Interessierte sollten deswegen darauf achten, dass sie gut und unabhängig beraten werden, und lieber ein Gespräch zu viel führen.
Foto: S_Black Jack, Fotolia
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