Ziele für nachhaltige Entwicklung
Immer häufiger hört und liest man, dass unsere Welt „enkelfähig“ gemacht werden muss, denn auch zukünftige Generationen sollen gut auf unserem Planeten leben können. Dies ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Machen wir so weiter wie bisher, drohen massive Probleme beispielsweise durch den Klimawandel mit drastischen Auswirkungen auf Ernährungssicherheit, Armut, Migrationsströme, Krankheiten und vieles mehr. Um dem entgegenzuwirken, hat die Weltgemeinschaft vor gut drei Jahren die nachhaltigen Entwicklungsziele, auch Sustainable Development Goals (SDGs) oder Global Goals, verabschiedet, welche den Rahmen für eine soziale, ökonomische und ökologische Zukunftsentwicklung bilden. Die SDGs mit ihren 17 Zielen geben Orientierung– sowohl für staatliche Akteure, die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft mit ihren vielen Akteuren aus Stiftungen und NPOs.
Als EZ-Scout ging Julia Seitz der Frage nach, ob und wie die SDGs auch für kleinere Akteure der Zivilgesellschaft eine Rolle spielen. Ein Gespräch mit Miriam Reindl von der Münchner Urbis Foundation.
Veröffentlicht im Dezember 2018
Julia Seitz: Frau Reindl, Sie sind Projektkoordinatorin bei der Urbis Foundation in München, eine Stiftung, die vor allem in Togo in Westafrika aktiv ist. Was genau macht Ihre Stiftung dort?
Miriam Reindl: Als gemeinnützige Stiftung haben wir uns dem Ziel verschrieben, die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern und Umwelt und Klima zu schützen. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, die natürlichen Ressourcen auch nachfolgenden Generationen zu erhalten und Menschen eine Chance auf eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dies auch unter den Aspekten der Geschlechtergerechtigkeit, die in unseren Projekten eine wichtige Rolle spielt.
Regional konzentriert sich unsere Stiftungsarbeit auf Subsahara Afrika, mit speziellem Fokus auf unser Partnerland Togo. Seit 2002 sind wir mit eigenen Projekten in Togo aktiv. Darüber hinaus fördern wir Projekte und Initiativen in Osteuropa und Ostafrika, die sich für Umweltschutz und die Nutzung von erneuerbaren Energien einsetzen.
Sie haben einige Themen wie erneuerbare Energien, Klimaschutz oder auch Geschlechtergerechtigkeit genannt, die auch in den nachhaltigen Entwicklungszielen aufgegriffen sind. Welche Bedeutung haben die SDGs für Ihre Arbeit?
Besonders in der Phase der Projektkonzeption, zur Festlegung der Projektziele sowie in der Phase der Evaluation, um die tatsächliche Einhaltung der Ziele zu kontrollieren, stellen die SDGs einen wichtigen Leitfaden dar. Sie sind somit ein guter Orientierungsrahmen, welchen wir immer wieder heranziehen, um unsere Projektarbeit an den richtigen Zielen zu orientieren und gegebenenfalls zu korrigieren.
Das Ziel 17 fällt etwas aus der Reihe, denn es betrifft keine fachlichen Sektoren wie die anderen 16 Ziele, sondern betont die Wichtigkeit von Partnerschaften für die Zielerreichung. Welche Rolle spielen Partnerschaften für die Urbis Foundation?
Partnerschaften sind für alle unsere Projekte ein wesentlicher Aspekt. In der Planung der Projekte sowie in der Abwicklung und der Evaluation sind unsere lokalen Partner an allen Schnittstellen des Projekts eingebunden. Oft haben westliche Organisationen – ohne es zu merken – sehr „eurozentrische“ Sichtweisen auf die Durchführung von Projekten. Diese Einstellung kann mit den lokalen Gegebenheiten kollidieren und die erfolgreiche Umsetzung eines Projekts gefährden. Daher ist die Einbindung lokaler Partner auf Augenhöhe ein wesentlicher Aspekt für die erfolgreiche Projektarbeit.
War es schwierig für die Stiftung, verlässliche Partner vor Ort zu finden? Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Egal ob in Westafrika oder in Deutschland, Partnerschaften stellen immer eine Herausforderung dar. Es hat uns einige Zeit gekostet, stabile und nachhaltige vor Ort zu etablieren. Mittlerweile haben wir eine Vielzahl von Partnern, die uns bei der Umsetzung der Projekte unterstützen.
Die Urbis Foundation ist auch als Förderstiftung bekannt. Sie vergeben Fördermittel für Projekte vor allem in Ostafrika und Osteuropa. Wie wichtig ist es Ihnen, dass die antragsstellenden Organisationen sich an den SDGs orientieren?
Wir haben einige SDGs als Kriterien für die Bewertung unserer Projekte festgelegt. Besonders der Schutz von Leben an Land, der Ausbau erneuerbarer Energien sowie Geschlechtergerechtigkeit spielen eine wesentliche Rolle bei der Auswahl der externen Förderprojekte. Die SDGs geben uns somit nicht nur eine Richtungsvorgabe bei der Entwicklung unserer eigenen Projekte, sondern auch bei der Bewertung der externen Projekte.
Vielen Dank für das Gespräch – und weiterhin alles Gute für die Arbeit der Urbis Foundation!
Das Interview führte Julia Seitz. Sie ist Projektmanagerin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Bis Juli 2019 war sie für zwei Jahre vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als EZ-Scout ins Haus des Stiftens entsandt, wo sie als unabhängige Expertin im Themenbereich Entwicklungszusammenarbeit tätig war.
Viel mehr lesen
Praxistipps und Fachbeiträge rund ums Stiften, Spenden und Fördern – für alle, die sich gemeinnützig engagieren.